Haggis und ein bisschen Fussball in Schottland

Veröffentlicht am 2. September 2025 um 17:21

Nach einem fussballfreien Tag in Manchester ging es nordwärts. Etwas über drei Stunden dauerte die Zugreise nach Glasgow.

Hier in Schottland musste ich dann auch die kurzen Hosen in lange Hosen tauschen. Mit der Ankunft in Glasgow wussten wir zudem noch nicht zu 100 Prozent, ob es dann am Abend auch wirklich mit den Tickets für das Champions League Playoff Spiel zwischen den Rangers und Club Brügge klappen wird. Das Spiel war ausverkauft. Über Simon hatten wir eine Nummer von einem Rangers Fan erhalten, welcher alle Spiele der Rangers, ob auswärts oder zuhause, besucht und dies jeweils von seinem Wohnort Belfast aus. Sprich er muss für jedes Spiel von Nordirland nach Glasgow über das Meer reisen. Rob tauchte dann auch tatsächlich, wie per WhatsApp vereinbart, vor dem Stadion auf. Wir zahlten ihm für die beiden Tickets 65 Pfund und er übergab uns die Tickets. Nach ein paar Worten über die Rangers sowie den FC St.Gallen verabschiedete er sich wieder, er hätte noch weitere Leute, welchen er Tickets abzugeben hätte. Sollten wir mal wieder Tickets für die Rangers benötigen, sollten wir uns einfach wieder bei ihm melden. Alles klappte somit wie vorgängig miteinander geschrieben und das notabene mit einer wildfremden Person. Danke an dieser Stelle an Simon für die Kontaktherstellung.

Unsere Plätze waren auf dem Oberrang hinter dem einen Tor mit bester Sicht auf die Choreo der Rangers. Wow, war da Power und Leidenschaft im ganzen Stadion spürbar, richtig laut bereits vor dem Spiel, erst Recht beim Einlaufen der Mannschaften. Leider konnte die Mannschaft da nicht mithalten. Die Belgier führten nach knapp 20 Minuten bereits mit 0:3. Die anfängliche Lautstärke war weg. Hunderte verliessen bereits nach 20 Minuten das Stadion. Irgendwie schade, hätten wir doch gerne mehr von dieser anfänglichen Lautstärke miterlebt. Immerhin mit dem einen Treffer für die Heimmannschaft kam einwenig Leidenschaft zurück ins Stadion.  Schlussendlich verloren die Rangers mit 1:3 und dürften es nun schwer haben dieses Resultat in Brügge noch zu drehen.
Am Mittwoch stand das zweite Champions League Playoff Spiel auf dem Programm. Das Los meinte es gut mit uns. Innerhalb von zwei Tagen konnten wir die beiden Glasgower Vereine im internationalen Geschäft begutachten. Celtic bekam es mit dem kasachischen Meister Kairat Almaty zu tun. Die Kasachen schalteten in der Reihenfolge die Meister aus Slowenien, Finnland und Slowakei aus und treffen nun auf Celtic. Almaty ist die alte Hauptstadt von Kasachstan und liegt alles andere als in der Nähe von Europa, genauer noch über 1000 Kilometer weiter von Europa entfernt als das uns St.Galler bekannte Qostanaj. Man berechne mal die Flugmeilen für diesen FC Kairat. Schlussendlich begleiteten doch tatsächlich einige Fans ihre Mannschaft nach Glasgow.

Im Vergleich zum Rangers Spiel konnten wir hier über den öffentlichen Vorverkauf zwei Tickets erwerben. Doch bis am Abend war es noch eine Weile und so blieb die Zeit einige Tennent's zu vernichten und sich der schottischen Küche zu widmen. Natürlich durfte dabei auch Haggis nicht fehlen, serviert mit "tatties and neeps". Auf Deutsch dieses Schafsmagengericht mit allerlei Innereien serviert mit Kartoffel- und Steckrübenpüree. Muss man mal probiert haben als Tourist in Schottland. 

Am Abend folgte dann das besagte Spiel im Celtic Park. Ein grässliches Spiel. Die Kasachen verteidigten mit gefühlt 10 Mann und spielten immer wieder auf Zeit. Celtic brachte überhaupt nichts zu Stande, am Schluss war Kairat sogar dem einen Tor näher als die Grün-Weissen. Das Spiel endete 0:0. Ist der schottische Fussball einfach nicht besser  oder unterschätzten sie ihren Gegner und dachten, dass es auch mit angezogener Handbremse locker reichen würde? Im Vergleich zum Vortag hörten wir aber den Kraftausdruck "fucking XX" auf der Tribüne wesentlich weniger. Immerhin wurden wir anfangs Spiel Zeuge von einem leidenschaftlich gesungenen You'll Never Walk Alone. Die Meinungen gehen hier auseinander, ob der Song nun in Liverpool oder im Celtic Park besser zur Geltung kommt. 

Am Donnerstag verabschiedeten wir uns aus Glasgow. Die Reise ging weiter in Richtung Edinburgh. Auffallend war im Zug, dass viele Reisende mit Fanutensilien von ACDC unterwegs waren. Bald einmal war klar, dass am Abend das einzige ACDC Konzert im 2025 im britischen Raum auf dem Programm stand. Von nun an war auch klar, wieso wir für unseren Aufenthalt in Edinburgh ein halbes Vermögen für ein Hotelzimmer ausgeben mussten. Nebst dem Konzert war auch das Military Tattoo im Gange. Die Stadt war voll mit Leuten und erstmals auf unserer Reise hörten wir auch wieder andere Leute, welche Deutsch, ja sogar Schweizerdeutsch sprachen. Bisschen abseits der Altstadt wusste Marion von einer vorherigen Reise, dass es einen guten Italiener gibt. Da musste ich natürlich Ravioli bestellen, gefüllt mit Haggis. 

Am Abend begaben wir uns rechtzeitig in Richtung Easter Road. Das Stadion von Hibernian FC war dann auch von der Grösse her mit unserem heimischen Stadion in St.Gallen zu vergleichen. Auch dieses Stadion war ausverkauft und über den regulären Weg war es für uns nicht möglich an Tickets zu kommen. Die Kapazität wurde einwenig reduziert, da zwischen den Gästefans und den Heimfans überall freie Sektoren eingeplant wurden. Der Gegner der "Hibs" hiess Legia Warschau. Marco konnte uns zwei Tickets besorgen, da er bei den "Hibs" eine Bestellhistorie aufweisen konnte. Nochmals herzlichen Dank dafür! Für 20 Pfund sassen wir ganz am Rande der Haupttribüne. Leider in der ersten Halbzeit direkt an einer Mauer, so dass ich die Fans aus Polen nur hören, aber nicht sehen konnte. Zur zweiten Halbzeit konnten wir die Plätze wechseln und die Sicht auf den Gästesektor war frei. 
Von allen Spielen in dieser Woche gefiel mir dieses Spiel zwischen Hibernian und Legia am Besten. Beide Fanlager waren mit Leidenschaft dabei. Die Stimmung richtig laut. In der zweiten Halbzeit vergass ich oft auf das Spiel zu gucken. Der Blick richtete sich immer wieder zu den Fans aus Polen. Auch von den Heimfans auf der Haupttribüne richteten einige immer wieder den Blick in Richtung Auswärtsfans, begleitet mit den Rufen und Handbewegungen "eines vulgären englischen Schimpfwortes."

Am nächsten Morgen stand die Heimreise auf dem Programm. Erst aber noch kurz im Ladbrokes ein kleiner Gewinn abgeholt, danach sollte die Heimreise auch wirklich vonstatten gehen. Am Flughafen angekommen trafen wir auf einige Spieler von Legia Warschau, da ihr Flug in Richtung Polen zur gleichen Zeit abheben sollte wie unser Rückflug. Perfekte Möglichkeit für Marion, noch ein Foto mit dem ehemaligen FCSG-Spieler Jean-Pierre Nsamé zu ergattern. Die Mission danach war klar, ohne grosse Verspätungen sollte es reichen nach Lustenau zu reisen und dort ein nächstes Spiel reinzuziehen. Schlussendlich konnte ich in St.Gallen mein Gepäck an Marion übergeben. Sie ging nach Hause und ich direkt weiter mit dem Zug in Richtung Österreich. Schlussendlich endete die Woche mit sechs Fussballspielen am Stück bis ich am Montag wieder zur Arbeit durfte. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Lord Simoneus der 28.
Vor einem Monat

Es gibt doch nichts schöneres als Kulinarik mit Fussball zu verbinden - macht auch mehr spass zu lesen wenn gleich zwei Hobbys vereint sind😅. Schön, dass es in Schottland mit allen Spielen geklappt hat! Hochachtungsvoll Seine Lordness Simoneus der 28.