Im 37. Anlauf hat es endlich geklappt! 36 Spiele im Wankdorf sind vergangen und so richtig glücklich war ich nie im Zusammenhang mit diesem Stadion.
Doch wieso sind wir immer und immer wieder nach Bern in dieses Wankdorf gereist? Ich hörte immer die gleichen Argumente: Irgendwann muss es ja geschehen und dann will ich dabei sein; kann ja dann nicht sein, dass unser FCSG in Bern gewinnt und ich wäre nicht dabei.
Im November 2005 durfte ich das erste Mal im neuen Wankdorf ein Spiel schauen. Unser FCSG verlor damals gegen YB. Wer dachte damals, dass es fast 20 Jahre dauern wird, bis wir den ersten Grün-Weissen Sieg in diesem Stadion erleben werden? Ich sicher nicht! Zumal wir ja vorgängig im Neufeld immer wieder gegen YB gewonnen hatten. In den fast 20 Jahren war ich bei jedem Auswärtsspiel vom FCSG im Wankdorf dabei. Das höchste der Gefühle waren einige Remis, die wir den Bernern abringen konnten. Spätestens nach dem verlorenen Cupfinal gegen Lugano war es nicht der YB-Fluch, sondern der Stadionfluch. Ich durfte zusätzlich in diesem Stadion auch eine Begegnung zwischen der zweiten Mannschaft von YB und der zweiten Mannschaft von St.Gallen erleben. Auch diese Partie ging natürlich zu Gunsten der Gelb-Schwarzen aus.
In den vergangenen knapp 20 Jahren hatten wir immer mal wieder eine gute Phase und da war die Gewissheit gross, dass nun der Sieg kommt. Schlussendlich ist es aber dann doch immer wieder so passiert, wie meistens. Auch an diesem 19. Oktober 2025 lief eigentlich alles wie immer: Man geht mal nach Bern und dabei ist die Erwartung nicht so gross. Erst recht, als dann der Schiedsrichter Penalty für YB pfiff. Doch Zigi parierte diesen. Wow! Selbst zur Pause sind wir noch nicht im Hintertreffen. Ok! In der zweiten Halbzeit unsere Führung durch Gaal. Geil, wir führen, doch das Spiel geht noch lange. Und dann ist es passiert, wie eigentlich immer. YB gleicht aus und hat noch genügend Zeit ein oder mehrere weitere Tore zu schiessen. Business as usual! Doch hallo… Kurz danach schiessen wir nochmals ein Tor! Görtler lässt gewaltige Emotionen aufkommen. Jubel, Schreie, Umarmungen, da soll mal noch jemand sagen, Fussballfans sind gefühlslos… Doch das Spiel dauert immer noch zu lange. Die Nervosität steigt ins Unermessliche. Ich kann gar nicht mehr auf den Rasen schauen. Gehe ich eben mal auf die Toilette. Auf dem Scheisshaus angekommen, treffe ich Roger aus den Bündner Bergen. Er hatte wohl die gleiche Absicht wie ich. Doch da war doch was... Roger habe ich bereits in Trabzon kurz vor Abpfiff in ähnlicher Situation beim Toilettengang angetroffen und damals kam ja alles gut. Das ist doch bestimmt ein Wink des Schicksals. Ab diesem Moment wusste ich, dass wir gewinnen werden. Ich kehrte an meinen Platz zurück und genoss die letzten Minuten des Spieles bis der Schiedsrichter abpfiff. Wow, so geil! In meinem 37. Anlauf! Wir haben tatsächlich im Wankdorf gewonnen! Nur glückliche Gesichter im Gästeblock. Ob sich allenfalls zu Hause einige Grün-Weisse nerven, da sie einen Tag zuvor zu lange an der Olma waren und so nicht nach Bern gingen? Oder gar solche, die meinten, dass es eh wieder eine Packung gibt und so lieber zu Hause blieben?
Irgendwie war danach die Blocksperre so schnell vorbei, wie noch nie. Die Heimreise verlief wie im Fluge. Der Alkoholpegel war für einen Sonntag doch beträchtlich. Ob ich am Montag um 05.30 Uhr wirklich schon fit genug für die Arbeit war? Die Stimme war es definitiv nicht und ich brauchte auch einige Stunden, bis ich wirklich in die Gänge kam. Am liebsten hätte ich mir nach dem Aufstehen am Morgen ein Reparierbier gegönnt.
Jetzt so einige Stunden nach dem Triumpf kommt immer mehr die Gewissheit, dass dieser Sieg was aussergewöhnliches war und genau wegen diesen Emotionen lieben wir diese Passion so sehr. Woche für Woche irgendwo durch das Land zu reisen und mit Grün-Weiss mitzufiebern. Mein Wunsch wäre nun, dass wir nicht nochmals 20 Jahre warten müssen bis zum nächsten Sieg im Wankdorf.
BSC Young Boys - FC St.Gallen 1879 1:2 (0:0)
Wankdorf 31'500 Zuschauer
Schiedsrichter: Fedayi San
Tore: 56. Gaal (Witzig) 0:1, 85. Bedia (Hadjam) 1:1, 87. Görtler (Okoroji) 1:2.
YB: Keller, Hadjam, Benito, Zoukrou, Janko (75. Andrews), Fernandes, Raveloson, Fassnacht (65. Monteiro), Gigović (81. Tsimba), Males (65. Virginius), Córdova (65. Bedia)
FCSG: Zigi, May, Stanić, Gaal, Neziri, Okoroji, Witzig (86. Ruiz), Boukhalfa, Görtler, Baldé (79. Vladi), Vogt (74. Efekele)
Bemerkungen:oung Young Boys ohne Wüthrich, Sanches, Colley, Conte, Seiler, Smith, Lüthi (alle verletzt). St.Gallen mit Watkowiak, Quintillà, Vladi, Vallci, Efekele, Weibel, Besio, Ruiz, Ouattara (Ersatzbank) und ohne Vandermersch (gesperrt), Ambrosius, Daschner, Fazliji, Owusu, Konietzke, Stevanovic, Büttiker (alle verletzt), Widmer (nicht im Aufgebot). – 15. SR San entscheidet nach VAR-Intervention auf Foulpenalty. – 16. Zigi pariert Penalty von Fassnacht.
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