Albanien - England

Im November finden bekannterweise die letzten WM Qualispiele statt. Wir Schweizer dürfen wie vor zwei Jahren wieder in den Kosovo reisen. Zwei Tage vorher spielt England in Albanien. Ein idealer Datenplan, diese beide Länder miteinander zu verbinden. Doch ist es wirklich so einfach?

Im Frühling schmiedeten wir die ersten Pläne. Unser Lieblingstaxiunternehmen aus St.Gallen haben wir auch in unsere Pläne eingeweiht. Sofort meinte Ziba, dass er uns begleiten und uns seine Heimat zeigen möchte. So haben wir unsere Flüge gebucht. Auch war klar, dass wir sicher zu unseren Tickets im Kosovo kommen werden; für das erste Spiel in Tirana war die Ungewissheit jedoch sehr lange gross, ob es da mit den Tickets klappen werde.

So wurde in den letzten Monaten die Ticketsituation in Albanien beobachtet. Da ist es nicht wie bei uns üblich, dass ein Datum kommuniziert wird, wann der Vorverkauf beginnt. Die kommen einfach irgendwann mal ohne Vorankündigung online. So sollte es dann auch kommen. Irgendwann im Oktober wurden diese Tickets aufgeschaltet, so meinten wir das auf jeden Fall. Pro Person konnten wir vier Tickets bestellen, so hatten wir schnell unsere acht Tickets im Warenkorb oder dachten wir auf jeden Fall. Bezahlen mussten wir nichts und Tickets wurden auch keine ausgestellt. Nach genauerem Übersetzen der Webseite war klar, dass wir uns da erst um Tickets beworben hatten und diese dann ausgelost werden würden. So zwei Wochen später wurden wir tatsächlich ausgelost. Vier Tickets für Albanien gegen England hatten wir auf sicher. Mit den zweiten vier Stück wurde leider nichts. Da glühten dann die Telefondrähte in Richtung Balkan. Ziba konnte dann tatsächlich über einen Kontakt vier weitere Tickets besorgen.

Ziba selbst flog nicht mit uns nach Albanien, sondern fuhr mit dem 15er Bus von St.Gallen nach Tirana. Unser Flug ging von Memmingen aus mit Wizz Air. Sowohl die Fluggesellschaft wie auch der Abflug – und Zielflughafen, alles Neuland für mich. Kurz nach der Grenze zwischen Österreich und Deutschland wurden wir mit Blaulicht von der Polizei gestoppt. Kurze Passkontrolle auf der Autobahn. Von da an funktionierte aber alles reibungslos. Bei sehr milden Temperaturen landeten wir in Tirana. Dort am Flughafen wurden wir wie vereinbart mit dem Bus abgeholt. Bis wir im Hotel waren, hatten wir einiges zu bestaunen. Die Verkehrsrouten waren überlastet, aber irgendwie auch bisschen selbstverschuldet das ganze Chaos. Wenn zwei Fahrbahnen in die gleiche Richtung gehen, kann man schon mal die rechte Spur als Parkplatz benutzen, Warnblinker setzen und parkieren. So stehen mal 10 bis 20 Autos in einer Reihe mit dem Warnblinker, hier und da die Polizei am Bussen verteilen. Amüsant.

Am Abend wollten wir ein erstes Mal die albanische Küche testen. Natürlich mit sehr viel Fleisch. Bald einmal hatten wir Besuch, unsere beiden Mitfahrer von St.Gallen nach Memmingen kreuzten bei uns auf und luden uns dann auch gleich zum Essen ein. Nochmals herzlichen Dank dafür! Dank den Beiden, welche kosovarische Wurzeln haben und entsprechend auf Albanisch mit den Leuten vom Restaurant kommunizieren konnten, konnten wir auch im Restaurant das Spiel zwischen der Schweiz und Schweden im TV gucken. Slowenien gegen den Kosovo war da weniger interessant und dies in Albanien. Nach dem Spiel gingen die Beiden dann weiter und Ziba tauchte bei uns auf. Wieder das gleiche, alles bezahlt, ein erster Abend und keinen Cent ausgegeben, ja sogar noch ein Rakia spendiert bekommen vom Chef des Hauses. Sehr nette Geste, diese Gastfreundschaft sollte uns dann auch die nächsten Tage begleiten.

Am Sonntag war Spieltag. Das Wetter sehr schön. In der Schweiz soll der erste Schnee gefallen sein und wir konnten im T-Shirt an der Sonne einige Biere geniessen. Lebensqualität pur. Im Zentrum von Tirana zahlten wir 350 Lek pro Halbliter Bier. Dies sollte dann auf der ganzen Reise das teuerste Bier in einem Restaurant sein. 350 Lek sind 3.50 Euro oder 3.50 Schweizer Franken.

Am frühen Abend ging es für uns in Richtung Air Albania Stadium. Das Stadion fasst 22’500 Zuschauer und wurde genau vor sechs Jahren eröffnet. Sehr steile Tribünen mit einer guten Akustik. Leider ging es bei diesem Spiel um nichts mehr. Die Engländer haben während der ganzen Qualifikation noch kein Tor erhalten und nur Siege eingefahren. Die Albaner sind schon definitiv Gruppenzweiter und so für die Playoffs qualifiziert. In der ersten Halbzeit war das Spiel sehr langweilig. In der zweiten Halbzeit kam dann mehr Leben ins Spiel. Die wenigen Offensivaktionen der Albaner brachten das Publikum immer wieder zum Ausrasten. Leider fehlte aber das Tor und das Stadion wäre explodiert. Gegen Schluss erzielte dann Harry Kane zwei Tore. Die Engländer haben die WM Quali ohne Gegentor und nur mit Siegen überstanden. Für mich war es das 39. Europäische Land, in welchem ich ein Fussballspiel besuchen durfte. Speziell sicher die Situation mit dem Bier im Stadion. Hinter dem Tresen war der Bierpreis mit 400 Lek angeschrieben, wir zahlten dann aber 500. Unsere zweite Vierergruppe, welche bisschen entfernt von uns sass, zahlte gar 600 Lek.

Mit einem feinen Essen konnten wir am Sonntagabend unsere beiden Tagen in Tirana abschliessen und uns für die Weiterreise in Richtung Kosovo vorbereiten. Die Stadt war übrigens mit sehr vielen besoffenen Engländer gut besucht. Auch die Verkehrssituation immer noch das gleiche wie am Vortag. Weit in die Nacht hinein, Stau und parkende Autos auf dem Fahrstreifen. Hier in Tirana ist der Warnblinker kein Warnzeichen, sondern ein Parkzeichen.