Fussball im Regen und die WM Qualifikation versus Bier im trockenen Restaurant?

Veröffentlicht am 23. November 2025 um 09:09

Am Montagmorgen war Ziba bereit mit seinem Bus. Die Reise in Richtung Kosovo konnte beginnen. Die Strecke von Tirana nach Pristina dauert drei Stunden.

Unsere Reisegruppe wurde nochmals grösser, zwei weitere Freunde von Ziba fanden auch noch Platz im Bus. Früher sollte die gleiche Strecke fast 12 Stunden dauern, seit knapp 20 Jahren sind die beiden Länder mit einer Autobahn verbunden. Bei jeder Brücke mussten wir jedoch abbremsen, da die eigentliche Brücke einige Zentimeter höher war als der Rest der Strassenbahn. Diese Bodenwellen sind aber nirgendwo gekennzeichnet, hier heisst es vorausschauend Autofahren, ansonsten kann das Auto sehr leicht abheben.

Nach knapp zwei Stunden erreichten wir die Grenze, ab sofort waren wir im Kosovo. Ziba zeigte uns seine Heimat und lud die ganze Reisegruppe zu sich nach Hause ein. Sein Haus war bereit für den Besuch, da stand Essen und Trinken für gefühlt 50 Personen. Traditionelle einheimische Speisen durften wir in den nächsten Stunden verköstigen. Unsere Mägen waren schnell zum Bersten voll. Da kam ein Verdauungsspaziergang mit einer Rückblende, was hier in den letzten 30 Jahren und speziell im Krieg alles passiert war, gerade recht.

Gegen Abend sollte die Reise weiter gehen in Richtung Hauptstadt Pristina. Zum Glück ist es da kein Problem, mal kurz auf der Autobahn bisschen an den Rand zu fahren und die Leitplanke als Pissoir zu benutzen.

Der Abend war dann geprägt von Bier und einem Wiedersehen mit unserer Stammkneipe von der letzten Reise nach Pristina. Hier kostete der Halbliter Bier zwei Euro. Im Vergleich zu Albanien hängen zwar auch in Pristina in jeder Kneipe die «Rauchen verboten» Schilder, doch hier werden automatisch auch die Aschenbecher aufgetischt. Ohne Lüftung in der Kneipe und einem Christian, welcher seine Zigarren geniesst, sehr schädlich für unsere Kleider.

Dienstag war dann Matchtag. Unsere Nati kann sich eine 0:5 Niederlage gegen den Kosovo erlauben und wäre immer noch für die WM qualifiziert. Gross Fussballstimmung kam da gar nie auf. Zudem war das Wetter sehr schlecht. Der Regen kam sintflutartig vom Himmel. Im Hinblick auf den Abend, dass wir kein Dach im Stadion haben und die Spannung praktisch weg ist, sollte der Fussball fast zweitrangig werden. Zumal die Mehrheit der Reisegruppe bereits vor zwei Jahren die gleiche Partie im gleichen Stadion sehen durfte. Morgens um 11.00 Uhr suchten wir uns mal eine Beiz. Diesmal sogar mit einer Lüftung. Dass wir dann um 20.00 Uhr immer noch am gleichen Tisch sassen, spricht einerseits für unsere Gruppe und die Stimmung untereinander, andererseits auch für die Gastfreundschaft. Mit Essen mussten wir uns nicht gross eindecken, immer mal wieder kam «ein Gruss aus der Küche». Das Bier kostete hier übrigens drei Euro. Dass wir schlussendlich über 600 Euro in diesem Restaurant liegen liessen, war vorallem unserem Bierkonsum geschuldet.

Am Abend mussten wir uns ziemlich motivieren, dass wir das Lokal verliessen. Der Regen war immer noch allgegenwärtig. Nach den ersten Schritten draussen waren unsere Schuhe bereits durchnässt. Gerade rechtzeitig zu den Hymnen waren wir aber doch noch im Stadion. Das Spiel war grottenschlecht und die Nässe machte uns zu schaffen. Nach 45 Minuten verliessen wir das Stadion wieder. Ich ging ins Hotel um mit dem Haartrockner meine Schuhe zu trocknen. Der Rest war bereits wieder beim Bier. Natürlich im Restaurant von vorhin. Mir wurde gesagt, dass an unserem Stammplatz vom ganzen Tag eine andere Gruppe sass. Der Wirt meinte dann aber zu denen, dass sie bitte hier wegsitzen sollen. So hatten wir wieder unseren Stammplatz. Schlussendlich wurde die WM Qualifikation mit Bier, (was auch sonst?) Fleischplatten und einigen Pljeskavicas gefeiert.

Am nächsten Tag ging es mit Wizz Air wieder zurück nach Memmingen. Dort durften wir dann selbst Taxi fahren und das Fahrzeug von Ziba nach St.Gallen bringen. Ziba selbst mit dem Bus war dann 24 Stunden nach uns zu Hause.

Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft und die ganzen Organisation. Wir sind beeindruckt von der Herzlichkeit! Faleminderit!

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